Wenn der Frühling auf sich warten lässt.
Die Ergebnisse der letzten Kommunalwahlen deuten eindeutig auf eine unumkehrbare Änderung der politischen Machtverhältnisse in Paraguay hin. Die schon stark geschwächte Colorado – Partei (Paraguays zahlreichste politische Vereinigung) hat zusätzlich sehr starke Verluste einstecken müssen.
Vorreiter waren allem Anschein nach, unzählige, der Korruption und Vetternwirtschaft überdrüssige Studenten, die tagelang, wutentbrannt und entschlossen auf die Strasse gegangen waren und durch schwere Anschuldigungen die meisten Dekane zum Rücktritt gezwungen hatten. Die Staatsanwaltschaft ordnete sogar die sofortige Inhaftierung des Rektors der Universität an.

….der Tod des Patriarchen
Im letzten Teil seines Romans „Der Herbst des Patriarchen“ beschreibt Gabriel Garcia Marquez den Tod des bereits in die Jahre gekommenen grausamen, unmenschlichen Diktators als etwas unglaubwürdiges, ja sogar schon phantastisches. Der von ihm eingeführte sogenannte magische Realismus, der eine vollkommen neue literarische Gattung darstellt und was ihm unter anderen zum Literaturnobelpreis verhalf, kommt hier wie nur selten in seinen Werken, besonders stark zum Ausdruck.
Ein wirklich unwirklicher Tod der von der Bevölkerung erst dann für möglich gehalten wird als der Gestank der in der Hitze, verformten und verzerrten dahinwesenden Leiche allmählich und wie ein Gerücht den Rest der Stadt einnimmt.
Aber auch dann kommen die Menschen die sich aus Angst in ihren Häusern verkrochen hatten,
nur ganz langsam, schüchtern und noch zitternd vor Angst aus ihren Häusern.
Noch ist das Schreckensbild den plötzlich wie aus dem Tode auferstehenden Patriarchen mit Entsetzen zu erblicken nicht gebannt.
Jedes Volk hat seine Ängste und Traumas.
Auch Paraguay hat seine. Dabei geht es allerdings nicht um die Angst vor den Tyrann, der schon fast 10 Jahre tot, sondern darum dessen tief in das gesellschaftliche System verwurzelte Vermächtnis von Korruption, Straflosigkeit und Willkür zu überwinden und ihm entgegenzutreten. In den letzten Monaten hat dies vor Allem die jungen Bevölkerung übernommen.

Die ältere Generation ist noch zu vorbelastet. Zu viele ihrer Mitglieder haben zwar ihr Leben schonen können aber Hab und Gut und jegliche Chance wieder auf die Beine zu kommen, dabei verloren.
Die (UNA) Universidad Nacional de Asunción
Angefangen hat alles mit den Unruhen in der UNA – die einzige öffentliche Universität und die größte akademische Einrichtung; und wie kaum ein anderes Studienhaus: Ein Ort der politischen Diskussion.
Ihr bedingungsloses Auftreten, ihre Courage und Entschlossenheit wirkten wie ein frischer langersehnter Wind der das in einer Windstille steckende politische Geschehen endlich eine neue Richtung verpasste.
Aber diesmal eine wahrhaftige neue Richtung, im Gegensatz zu dem „Nuevo Rumbo“ (neue Richtung) von dem amtierenden Präsidenten Cartes, ein Leitmotiv seiner politischen Kampagne die ihm letztendlich zum Wahlsieg verhalf.
Cartes und das politische Schicksal der Colorado Partei.
Cartes’s „neue Richtung“ entpuppte sich nämlich als ein absoluter Bluff, zumal viele der ehemaligen Strössner Anhänger durch ihn wieder aus dem politischen Tod gerufen wurden und an die Spitze wichtiger Ministerien und anderer Staatsorgane gesetzt wurden.
Mit Cartes‘ Regierung spielt die Colorado Partei ihre letzte Karte, behaupten die meisten politischen Beobachter. Die Wende zu schaffen oder in den alten Strukturen zu versinken hängt ganz und alleine von den Betroffenen ab. Allem Anschein nach sind die festgefahrenen Methoden und Muster jedoch nur schwer zu verändern. Viele, vor allem, junge Mitglieder der Partei, haben ihr bereits den Rücken gekehrt und vor der Sturheit der Führer und Starre des Parteisystems das Handtuch geworfen. Es gibt zu viele neue interessante und vielversprechende Alternativen. Einer Partei zu helfen die bereits im Rollstuhl sitz und sich weiter weigert den Zeichen der Zeit – wie Gorbatschows bekanntes Zitat vor der deutschen Mauerwende lautete – in die Augen zu schauen, ist einfach zu anstrengend und hat vor allem keinen Sinn.

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