















Schon lange ist es jedem Volkswirtschafter ein Dorn im Auge, dass Paraguay – ein Land reich an Naturressourcen und bekannt als Produzent von Rohstoffen – die ländlichen Produkte für Spottpreise ins Ausland exportiert, damit sie dort verarbeitet und wieder ins Land importiert werden, für fast den vierfachen Preis. Wie wäre es mit etwas mehr Eigeninitiative, ein Weg zur eigenen Industrialisierung? Daran wird momentan gefeilt.
Vertreter des nationalen Wirtschafts- und Industriebereich heißen die Interesse brasilianischer Firmen sich in Paraguay niederzulassen herzlich willkommen. Dieses könnte unsere Chancen zur Industrialisierung deutlich verstärken.
Vor kurzem waren die Vertreter der brasilianischen Firma „Brasil Foods“ im Land, um die Vorteile der paraguayischen Wirtschaft zu erforschen. Ihr Ziel ist es, ihre Firma ins Land zu bringen um von hier aus die Soja u.a. zu verarbeiten. In den letzten Jahren sind es viele Firmen aus dem Nachbarland gewesen, die sich aufgrund der hohen Umsatzsteuern und Produktionskosten Brasiliens in Paraguay niedergelassen haben. Dazu kommt jetzt noch die schwierige sozio-politische Krise unserer Nachbarn.
„Paraguay hat sich in den Bereichen Landwirtschaft und Viehproduktion schon von Anfang an spezialisiert. Diese zwei Punkte sind der Motor der Landeswirtschaft, wo nun auch erstklassige Technologie miteinbezogen wird. Nun ist es Zeit für die Erweiterung dieser nationalen Stärke: die Industrialisierung. Und mit Mitspielern wie Brasil Foods kann es nur vorwärts gehen“, betonte Wirtschaftler Amilcar Ferreira.
Weiterhin hob er hervor, dass Paraguay verschiedene Vorteile für die Investoren bereit hat und dass es ein attraktives Land für Industrie ist, aufgrund der massive Produktion von Rohstoffen und Commodities. „Wir haben ein sehr einfaches und niedriges Steuerschema, die niedrigsten Produktionskosten der Region, güngstige und saubere elektrische Energie (Itaipú und Yacyreta), makroökonomische Stabilität, das sind alles Punkte, die gute Garantien bringen für ausländische Firmen“ sagte er.
Auch Luis Tavella, Vizepräsident des paraguayischen Industrieverbands (UIP), erwähnte, dass die Installationen von ausländischen Firmen im Land äußerst Vorteilhaft ist, und er glaubt, dass diese Situation in den nächsten Jahren rapide steigern kann und wird. Neben der Nahrungsmittelherstellung ist auch die Automobilbranche start am wachsen – siehe Bosch, Leoni, etc.
„Es geht hier um einen stark wachsenden Sektor, und einer der wichtigsten positiven Fakten ist die Herstellung von Arbeitsplätzen. Diese Intitiativen ermöglichen es, dass andere paraguayische Firmen ihre Investitionen erhöhen aufgrund der starken internationalen Präsenz im Land. Es gäbe viele neue Vernetzungen, Möglichkeiten und Erweiterungen, die die Landeswirtschaft einen neuen Schub nach vorne geben könnten“, erwähnte Jorge Pappalardo, Repräsentant der UIP.
(El Agro)
'Paraguay auf dem Weg der Industrialisierung?' hat 2 Kommentare
5. November 2016 @ 19:03 Martin
Diese Ankündigungen sind mit Vorsicht zu geniessen. Bereits in den 80er Jahren zeichnete sich sehr deutlich ab, daß Villeta die künftige Muster-Industriestadt Paraguays werden sollte. Gute Vorsätze waren jedenfalls vorhanden, mit tatkräftiger Unterstützung des damaligen Präsidenten Gral Alfredo Stroessner. Es hatten sich auch schon eine ganze Reihe von europäischen Industriebetrieben in Villeta angesiedelt, die dann allerdings durch den Regierungswechsel, durch Korruption und betriebsfremde illegale Syndicados (Gewerkschaften) entweder zum Schliessen ihrer Betriebe gezwungen wurden, denn die Stimmung im Lande war ganz einfach die, daß man keine Ausländer mehr haben wolle, die nur die armen paraguayischen Arbeitnehmer ausbeuten, sie schlecht behandelte und ihnen nur einen geringen Lohn bezahlten. Doch das Gegenteil war der Fall. Z.B. die damals ansässige Stahlfabrik der Gebrüder Meiser aus dem Saargebiet (IHMMSA) bezahlte ihren Leuten, obwohl der gesetzliche Mindestlohn in dieser Zeit bei Gs,. 35.000 monatlich lag, intern einen Mindestlohn von Gs,. 80.000 aufwärts, zB,. der paraguayische Betriebselektriker verdiente in dieser Zeit bereits monatlich Gs,. 650.000. Ausserdem waren sämtliche Beschäftigte IPS-versichert, das die Gebr.Meiser lediglich als eine zu bezahlende zusätzliche Steuer ansah, und versicherte sein ganzes Personal noch zusätzlich privat auf Firmenkosten bei einem namhaften Privat-Krankenhaus in Asuncion. Während der Regierung Rodriguez wurde allerdings diese Firma derart unter Druck gesetzt, daß die Firma letztlich beschloss, Paraguay zu verlassen. Schliesslich war es die Absicht, das schon seit Jahren sich im Bau befindliche ACEPAR in Gang zu bringen, und man brauche dann diese (lt. Rodriguez) schlecht geführte Firma dieser Ausländer ohnehin nicht mehr. Auch weitere Firmen, die sich in Villeta bereits schon viele Jahre vorher niedergelassen hatten, wurden praktisch aus dem Land geekelt. Nun, was inzwischen aus ACEPAR geworden ist, das ist hinreichend bekannt. Und bei anderen Firmen, die sich zurückzogen, war es nicht anders wie bei der Stahlfabrik der Gebr. Meiser, die immerhin mehrere hundert Paraguayer in ihrer Fabrik beschäftigte. Endergebnis: solange man der Korruption im Lande nicht Herr werden kann, ist eine Anwerbung ausländischer Betriebe ohnehin brotlose Kunst und damit sinnlos. Denn man wird auch die neu Angeworbenen wieder verjagen.
14. Juni 2016 @ 5:22 Anne
Das wird aber auch mal Zeit, dass Paraguay auffwacht . So viele rohstoffe können im Land verarbeitet werden