Am heutigen Donnerstag, den 3. November, wäre General Alfredo Stroessner 104 Jahre alt geworden. Stroessner war der paraguayische Landespräsident zwischen den Jahren 1954 und 1989 – obwohl der Titel „Präsident“ auf seine Regierungsart wohl kaum zutrifft. Für einige Menschen wird dieses Datum als „fröhlicher Tag“ gefeiert, während er für andere die „Verdummung“ der 35-jährigen Diktadur symbolisiert.
Einige Experten meinen, dass heute immer noch ein gewisser Teil der Gesellschaft den „Autoritarismus“ oder die „politische Gefälligkeiten“ der Zeit der Diktadur vermisst, weshalb einige Menschen in einer bestimmten Art und Weise immer noch die diktatorische Figur Alfredo Stroessner’s hoch schätzen. Der Soziologe José Carlos Rodríguez behauptet, dass wir heute in einer Demokratie von schlechter Qualität leben, weil es innerhalb der politischen Parteien immer noch die von Stroessner eingeführten Gefälligkeiten und Vorzüge gibt.
„Wir leben in einem falschen Konzept von Demokratie, weil die Gesellschaft keine Rechte hat und die politischen Parteien als Sponsor nutzen muss“, sagte Rodríguez. Weiter meint er, dass sich die politische Situation in Paraguay nicht in Richtung einer weiteren Diktatur geht, man erkennt aber trotzdem, dass bestimmte Annäherungsversuche zurück gefallen sind. Seiner Ansicht nach ist der öffentliche Dienst zu sehr in Parteien aufgeteilt. Es gibt auch innerhalb der führenden politischen Macht – dem Partido Colorado – Konfliktpunkte, denn die Abgeordneten, die nicht einer bestimmten Fraktion zugehören, werden an den Rand gesetzt.
Weiter folgen einige Statistiken der Zeit der Diktadur Stroessner’s.
- 336 vermisste Personen
- 59 außerhalb der Justiz hingerichtete Personen
- 862 illegal verhaftete Personen
- 772 gefolterte Personen
- 470 verbannte Personen
Insgesamt ergibt das 20.090 direkte Opfer des Diktaturregimes und 107.987 indirekte Opfer, welches eben die Angehörigen der vorher erwähnten Personen sind.
(La Nación)
'Geburtstag von General Alfredo Stroessner' hat 3 Kommentare
11. November 2016 @ 11:46 Martin
Es hat sich nichts geändert. Schon immer in der Geschichte wurden stets einstige Regierungen bzw. Regierungsformen verteufelt, um die aktuellen Regierungsformen zu vergöttern. Über jede Regierung bzw. Regierungsform kann man positives wie auch negatives erzählen. Wer allerdings von vergangenen Regierungen nur negatives zu erzählen weiß und von aktuellen Regierung lediglich die positive Seite, ist ganz einfach nicht ernstzunehmen. Wir haben das doch in Deutschland in schmerzhafter Form erlebt am Ende des II. WK, als oftmals gerade die Getreuesten der NSDAP-Regierung dann hinterher erklärten, sie haben lediglich Befehle verfolgt, weil sonst ihr Leben in Gefahr gewesen wäre, und in Wirklichkeit seien sie „schon immer dagegen“ gewesen. Nun, dasselbe haben wir auch 1989 in Paraguay erlebt. Wer es gewagt hätte, noch am 2. Februar 1989 auch nur ein Sterbenswörtchen gegen den noch aktuellen Präsidenten Gral Stroessner zu äussern, dem wäre eine Tracht Prügel seitens der paraguayischen Bevölkerung sicher gewesen. Bereits in den frühen Morgenstunden des 3. Februar 1989 tanzte das paraguaische Volk auf der Straße und feierte den Sieg der „Demokratie“, und man hörte Dinge, daß man (oh, welche Ähnlichkeit) auch schon immer „dagegen“ war, aber man mußte doch den Schein wahren, um keine Probleme zu bekommen. Und mit der Zeit hat sich dann dieser Trend so weit entwickelt, daß inzwischen fast schon ein strafbares Delikt ist, etwas positives über die Regierung Stroessner zu äussern. Es ist sogar schon vorgekommen, daß es sich um die Getreuesten Stroessners handelte, die heute vor der „demokratischen“ Regierung die Hand aufhalten und hohe Abfindungen für die angeblich erlittenen persönlichen Verfolgungen in der Stroessner-Zeit beantragen und auch bekommen. Heute werden sogar mehr und mehr und immer schlimmere Greuelmärchen erfunden, um die Zeit bis 1989 nebst den Zeitgenossen zu verleumden und zu beschmutzen. Das erinnert mich an Heinrich Heine, der darüber folgendes wußte. „Die über Nacht sich umgestellt, die sich zu jedem Staat bekennen: das sind die Praktiker der Welt!!! Man kann sie auch Halunken nennen.“
9. November 2016 @ 10:53 wolfgang
In bester Gesellschaft auf den Bist ist gut,gegen seinen Kolegen aus Chile ist er bei seinen Vermächnis an Opfern ein Friedenengel. Seine Verdienste für das Land möchte man Tot schweigen.
In Südamerika gab es noch ganz andere Diktatoren, die haben das in einer Woche gepackt.
Strossner hat dafür 35.Jahre gebraucht, kein vergleich.
4. November 2016 @ 20:50 redtortuga
auf dem Bild ist er ja in bester Gesellschaft